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Sozialhilfe

 

Schätzungsweise die Hälfte der Personen auf der Gasse lebt von Sozialhilfe. Längst aber nicht alle. Von allen Sozialhilfeempfänger lebt nur ein sehr kleiner Teil auf der Gasse. Gassenleben ist also nicht gleich Sozialhilfe. Trotzdem lohnt es sich, das Thema genauer anzuschauen.

Süchtige sind nur ein kleiner Teil

Patrik Müller, Leiter des städtischen Sozialamts erklärt:

Patrik Müller [45s]
«Bekommen alle Menschen auf der Gasse Sozialhilfe?»

Anteil der Empfänger, die wegen Sucht Sozialhilfe bekommen

2012 bekamen nur gerade 3% der Empfänger Sozialhilfe wegen eines Suchtproblems. Die Zahl ist seit 2004 um 40 Prozent gesunken.

Patrik Müller hat den Eindruck, dass die schweren Suchtfälle rückläufig sind. Dies führt er unter anderem auch auf Substitutions-Programme zurück. Gleichzeitig habe er das Gefühl, Alkohol- und Medikamentensucht nehme eher zu – die Sozialhilfe sei davon aber weniger betroffen.

Wie viel Geld gibt's vom Sozialamt?

1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 Personen jede weitere
Monatspauschale 977.- 1'495.- 1'818.- 2'090.- 2'364.- +274.-
Mietzinsrichtwert 800.- 1'000.- 1'200.- 1'300.- 1'400.- -
Total 1'777.- 2'495.- 3'018.- 3'390.- 3'764.-

Bevor jemand Sozialhilfe erhält, wird allerdings geprüft, ob nicht Verwandte noch über Geld verfügen. Diese müssen dann für die Person in Not aufkommen.

Wenn eine Person dann wieder etwas verdient, muss sie das erhaltene Geld dem Staat zurückzahlen. Patrik Müller relativiert aber und erklärt, dass die Reintegration in den Arbeitsmarkt nicht immer realistisch ist:

Patrik Müller [2min 56s]
«Was für Menschen von der Gasse sind bei euch?»

Aufbau der Sozialhilfe

Ziel jeder Unterstützung ist die Förderung der Autonomie der BezügerInnen sowie die schnellstmögliche Ablösung von der Sozialhilfe.

Die Beratung in den ersten Wochen ist oft von entscheidender Bedeutung. Je länger jemand arbeitslos oder sozial isoliert ist, desto schwieriger wird die Integration.

Im Abstand von etwa sechs Wochen müssen BezügerInnen zum Gespräch erscheinen. Man diskutiert die Entwicklung der Situation, kontrolliert Auflagen und prüft die Finanzen. Bei jedem Gespräch setzt man neue Ziele und überprüft, was aus den letzten geworden ist.

  1. Berufliche Integration Wenn jemand arbeiten kann, ist das höchste Ziel, so schnell wie möglich Arbeit zu finden. Zum Teil sind sie noch nicht ausgesteuert und werden von den regionalen Arbeitsvermittlungszentren beim Bewerbungsprozess unterstützt oder in Programme eingebunden.
  2. Zweiter Arbeitsmarkt Jene, die keine Leistungsansprüche bei der Arbeitslosenversicherung mehr haben, werden in Programmen auf dem zweiten Arbeitsmarkt beschäftigt und so in ihrer Leistungsfähigkeit gefördert. Sie erhalten damit klare Tagesstrukturen und verbessern ihre beruflichen Qualifikationen.
  3. Soziale Integration Wer aus gesundheitlichen Gründen keine Chance auf eine feste berufliche Tätigkeit hat, wird in soziale oder gemeinnützige Programme eingebunden. Diese sollen feste Tagesstrukturen bieten, ein soziales Umfeld fördern, das Selbstwertgefühl der Klientinnen und Klienten steigern und sie gesundheitlich stabilisieren.
  4. Existenzsicherung Eigenleistungen wie eine Teilerwerbstätigkeit oder Freiwilligenarbeit werden honoriert. Wer sich jedoch nicht bemüht, eine angebotene Arbeit ablehnt oder selbstverschuldet verliert, kommt seiner Mitwirkungspflicht zur eigenen Existenzsicherung nicht nach und muss mit Sanktionen rechnen, mit Kürzungen der Sozialhilfe oder im äussersten Fall mit Einstellung der Hilfe.
  5. Nothilfe Ein Dach über dem Kopf für die Nacht und 8 Franken für den ganzen Tag. Mehr nicht.
 

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