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MSH1

Medizinisch-Soziale Hilfsstelle 1

 

Die MSH1 ist in eine Institution der Stiftung Suchthilfe und in St.Gallen für die Heroinabgabe zuständig.

Wer im Heroinprogramm ist, muss zwei bis drei Mal pro Tag pünktlich zum Termin erscheinen, um das Heroin zu erhalten und kann es ohne Stress und unter hygienischen Bedingungen vor Ort konsumieren. Mitgenommen darf nichts werden, da der Stoff sonst weiterverkauft werden könnte.

Aufnahmekriterien

Wer aufgenommen werden will, muss einiges vorweisen können: Zwei erfolglose Behandlungsversuche mit einer Ersatzsubstanz wie Methadon, einen «langjährigen Drogenkonsum» und ein Mindestalter von 20 Jahren.

Dies und das strikte Einhalten der Termine schreckt viele davor ab, in solch ein Programm zu gehen. Die Freiheit, sich den Tag so zu gestalten, wie man möchte, ist vielen zu wichtig. So sind von den ca. 300 Süchtigen, die im Raum St.Gallen sind lediglich 70 im Heroinprogramm.

Alterszusammensetzung in der MSH1

Das Durchschnittsalter ist von 33.1 im Jahr 2000 bis 44.92 im Jahr 2013 konstant gestiegen.

Gesundheit fördern

Illegale Substanzen auf Staatskosten an Süchtige abgeben? Das mag im ersten Moment seltsam erscheinen. Entstanden sind diese Programme aus der Feststellung, dass Heroin-Süchtige unter einem starken Beschaffungsstress leiden. Das führt dazu, dass sie mehr oder weniger 24 Stunden am Tag ihrer Droge hinterherrennen. Haben sie sie dann gekauft, ist diese meist stark verunreinigt, weil Dealer das Heroin mit Make up und allem Möglichen strecken um mehr daran zu verdienen. Weil sie nicht mit dem Heroin erwischt werden wollen, konsumieren es die Fixer meist gleich vor Ort z.B. auf einer öffentlichen Toilette. Oft unter nicht hygienischen Bedingungen, was zu Krankheiten, Abszessen und Infektionen führen kann.

Kriminalität verhindern

Das Heroin hat eine Wirkung von 6 bis 12 Stunden und kostet auf der Strasse pro Schuss ungefähr 20 Franken. Da die meisten Süchtigen keiner klassischen Arbeit nachgehen können, werden sie kriminell, um ihre Sucht zu finanzieren. Das Heroinprogramm soll dies verhindern.

Kritik

Thomas Feurer, selbstständiger Gassenarbeiter und ex-Junkie, kritisiert, das Heroinprogramm erfülle seine Funktion leider nicht mehr. Zu viele Leute im Programm konsumierten neben dem Heroin noch weitere Substanzen, die sie weiterhin nur auf der Strasse bekommen.

Reto Raschle von der MSH1 kontert:

Andererseits sei es den Menschen im Heroinprogramm durch das strikte Einhalten der Termine fast unmöglich einer Arbeit nachzugehen, kritisiert der Chefarzt der Zürcher Abgabestelle im 10 vor 10. Jürg Niggli relativiert: «Bei uns ist es noch nie vorgekommen, dass jemand wegen der Abgabe nicht arbeiten konnte. Wir finden immer eine Lösung. Zum Beispiel mit Methadon, das wir mitgeben können.»

 

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